Trotz Abstieg wie Sieger vom Platz gegangen

Das Wunder ist nicht eingetroffen: Die Faustballer des FBT Flums-Berschis haben in der Schlussrunde zwar die ersten zwei Saisonsiege geholt, zum Klassenerhalt in der 1. Liga reicht dies aber nicht mehr.

mit Philipp Grüninger sprach Markus Roth

So sehen eigentlich keine Absteiger aus. Nach dem letzten Spiel der 1.-Liga-Saison strahlen die Spieler des FBT Flums-Berschis Freude und eine gros-se Genugtuung aus. Dies, obwohl das Team rund drei Stunden zuvor – nach der Niederlage gegen das klar stärkere Elgg-Ettenhausen III – definitiv als Absteiger feststand. Zu diesem Zeitpunkt machte sich bei den Flumsern Ernüchterung breit. Was dann folgte, war ein eigentliches Schaulaufen der Mannschaft um Captain Noah Gall. Befreit von jedem Druck, wurden die beiden folgenden Gegner zeitweise richtig dominiert. Die Flumser setzten in diesen Spielen nicht nur sämtliche Nachwuchsspieler ein, diese vermochten – angeführt von den Routiniers – auch zu überzeugen. In seiner Abschiedsrunde aus der 1. Liga zeigte das Team nicht nur Kampfgeist, sondern auch lang andauernde, starke Phasen – das, was in den Spielen zuvor immer wieder gefehlt hatte.

Philipp Grüninger, Sie sind Spieler und Präsident des FBT Flums-Berschis. Wie sehr schmerzt Sie der zweite Abstieg in Folge aus der 1. Liga als Spieler?
Philipp Grüninger: Als Spieler wäre ich gerne noch ein bisschen länger in der 1. Liga geblieben. Für die Mannschaft aber finde ich es besser, einen Umweg über die 2. Liga zu machen. Natürlich mit dem Ziel, in die 1. Liga zurückzukehren. Lieber in einer tieferen Liga an der Spitze mitspielen, als immer gegen den Abstieg kämpfen zu müssen.

Wie denken Sie als Präsident darüber, dass Ihr Verein nach zwei Jahren nicht mehr in der 1. Liga vertreten ist?
Das macht überhaupt nichts. Viel wichtiger ist, dass die Spieler zufrieden sind und Freude am Spiel haben. Ständige Niederlagen drücken auf die Stimmung.

Mit dem deutschen Ex-Internationalen Lutz Meyer stieg das Team in Halle und Feld auf und schaffte jeweils eine Saison den Klassenerhalt. Ist der Grund des doppelten Abstiegs alleine in Meyers Rücktritt vor einem Jahr zu suchen?
Ja, zur Hälfte sehe ich den Grund in Meyers Rücktritt. Wie aber die letzten beiden Spiele der Hallensaison zeigten, haben wir es auch ohne ihn drauf. Das Problem ist psychischer Natur. Mit Meyer war bestimmt bei allen Spielern eine grössere Sicherheit vorhanden. Die andere Hälfte liegt an der Euphorie des Aufstieges in die 1. Liga. Ganz bestimmt hat sich jeder einzelne Spieler mehr eingesetzt, um den gestandenen 1. Ligisten zu zeigen, dass sie uns nicht unterschätzen dürfen. In der zweiten Hälfte der Feldsaison haben wir mit Meyer alle Spiele verloren. Da hat sich die Euphorie langsam gelegt.

Drei eigene Nachwuchsspieler wurden auf diese Saison hin eingebaut. Erfolgte dieser Schritt zu früh?
Das war das einzig Richtige, was wir machen konnten. Aus meiner Sicht wäre der Abstieg auch mit den anderen Routiniers nicht zu verhindern gewesen. So haben wenigstens die Jungen eine Chance in der 1. Liga erhalten.

Die letzten beiden Saisonspiele hat Flums-Berschis verdient gewonnen und damit die einzigen Punkte geholt. Wie wichtig waren diese Siege für das Team?

Diese waren vor allem für die Psyche sehr wichtig. Sie zeigen, dass wir es eigentlich schon drauf gehabt hätten. Nach den beiden Siegen sind wir wie die grössten Sieger vom Platz gegangen, obwohl es nichts mehr gebracht hat. Sicherlich sehr wichtig für die kommende Feldsaison.

Zwölf Niederlagen, zwei Siege, Abstieg. Kann der abgelaufenen Saison auch Positives abgewonnen werden?
Ja. Die Erkenntnis nach den beiden Siegen, dass wir eigentlich in die 1. Liga gehören, und die Erfahrung, welche die Jungen in der 1. Liga machen konnten.

Was wird sich auf die kommende 2.-Liga-Saison hin verändern?
An der Mannschaftszusammensetzung wird sich nichts ändern. Alle Spieler machen weiter.

Ein Blick in die entferntere Zukunft: In welche Richtung wollen Sie als neuer Captain die Mannschaft längerfristig lenken?
Ich wünsche mir eine Stabilisierung der jetzigen Zusammensetzung und dass wir zusammen mit den Jungen den Wiederaufstieg in die 1. Liga schaffen können. Dann können die Jungen mit den Leistungsanforderungen wachsen und werden nicht wieder ins kalte Wasser geworfen. Ich denke, dass die 1. Liga unsere Liga sein wird, in welcher wir mit der 1. Mannschaft längerfristig mitspielen können. An einen Aufstieg in die NLB denke ich nicht. Der Druck, immer effizient zu trainieren, wäre für viele Spieler nicht das Richtige. Es soll auch einmal ein lockeres Training dabeisein können. Es ist ja «nur» ein Hobby.

Als Präsident müssen Sie auch über das Fanionteam hinaus denken. Wo steht das FBT Flums-Berschis in seinem 15. Vereinsjahr allgemein?
Wenn wir diese Zeit der vielen Absenzen (Arbeit, Weiterbildung, Verletzung, etc.) noch ein wenig länger durchstehen, werden uns wieder bessere Trainingsbesuche beschert werden. Diese Abwesenheiten neigen sich langsam dem Ende zu. Mit der jetzigen Nachwuchsabteilung soll auch das zukünftige Bestehen des FBT Flums-Berschis sichergestellt werden. Sehr viele administrative und organisatorische Arbeiten bleiben an sehr wenigen Leuten hängen. Diese sind zugleich die Motivationsträger. Ein plötzlicher Austritt einer solch wertvollen Person würde dem Verein sehr schaden.